Das hübsche Blog EPITEXT zum Internationalen Literaturpreis „Preis für übersetzte Gegenwartsliteraturen“ hat sich die Mühe gemacht, einige Autoren zu recherchieren, die NICHT in ihrer Muttersprache geschrieben haben. Darunter sind Größen wie Nabokov und Beckett, aber auch Nicht-Giganten, also heute noch arbeitende, spannende Autoren wie Abbas Khider oder Chinua Achebe.

Vergessen – und doch nicht – wurde Haruki Murakami, der seine ersten Geschichten in Englisch schrieb und dann in seine Muttersprache Japanisch zurückübersetze. So entstand bei ihm dieser ganz eigene Murakami-Sound. Sagt er selbst.
Sicher ist jedenfalls, dass die Sprache, die wir als Kind lernen, die uns umgibt in der Familie Einfluss auf die Selbstwahrnehmung, die Stimme, die Gestik und Mimik, ja auf ganze Teile der Persönlichkeit nimmt. Das wird jeder bestätigen, der Zweisprachig aufgewachsen ist und an sich eine Verwandlung erlebt, wenn er in der einen oder anderen Sprache spricht oder Streit ausfechtet oder Liebesschwüre singt.

Themen, Humor, Körpergefühl, ja der Blick auf die Welt (und ihre Beschreibung) hängt von der Sprache ab, die man dabei verwendet. Welche Rolle die Sprache spielt, kann man vielleicht erahnen, wenn man sich vorstellt, wie man über sein Leben, seine Gefühle und Visionen berichten würde, wenn man sich dabei einer anderen Sprache bedienen müsste. Länger oder kürzer, präziser oder unpräziser, ehrlicher oder unehrlicher, verhalten oder begeistert?
Wie nimmt sich wohl jemand wahr (und wie wird er oder sie wahrgenommen) wenn man eine Psychotherapie in einer Fremdsprache absolviert? Welche Bereiche der fremden Sprache würde man zum Schreiben zuerst lernen müssen, um sich und seine Welt zu (be)schreiben?

Hier jedenfalls berichten die Autoren von der Berfreiung und dem großen Zugewinn für ihr Schreiben, die die Verwendung einer anderen als ihrer Muttersprache brachte. Und ich selbst kann sagen, dass eine meiner Kurzgeschichten, auf Englisch verfasst und dann zurückübersetzt Murakami-Style tatsächlich anders, besonders eigen klingt. Gut anders und eigen. Insofern gilt auch hier: Wenn es dem Text dient, ist alles erlaubt!

10 Gründe, nicht in der Muttersprache zu schreiben