Ach, das Internet. Es vergisst nichts. Stimmt. Und stimmt auch nicht. Denn unter Milliarden von möglichen Klicks verschüttet, mag ein Text zwar existieren und theoretisch auf Leser warten, aber gibt es die ohne Google Ranking, diese Leser? Faktisch nein.  Und auch die treffende Rezension eines längst vergessenen japanischen Films (das Vergessen doppelt: den Film vergessen und den eigenen Text über den Film vergessen) hängt hinter veraltetem Webseitendesign, fehlender Suchfunktion und 1 Milliarde Filmbesprechungen im Netz, wie ein Liebesbrief hinter einem Regal. Er ist da – und verschwunden und vergessen.

Lese ich so einen alten Brief, dann ist der Moment wieder da, was einen gerührt, aufgewühlt und gelangweilt hat. Oder auch nicht. Anderes Leben, andere Phase, andere Themen. Bei alten Texten genau so. Aber eine Rezension wie der darauf basierende Film, die man beide total vergessen hat – das ist wie Liebesbriefe lesen, bei denen man sich nichtmal an das Gesicht des Mädchens erinnern kann. Oder ein Zeichen von Demenz.

Festivalblog gibt es noch. Alle meine Texte bis 2013 gibt es noch. Und statt Freude ist da doch mehr Staunen, was ich mal alles gewusst, gedacht habe, was mich bewegte und wie sehr Filmschauen schon immer bedeutete, mit einer Schöpfkelle einen Schluck Wasser aus einem Fluss zu nehmen.

Das ARCHIV von Festivalblog