In Dortmund bin ich in den 80er Jahren auf dem Weg zur Schule entlang der Gleise hinter dem Bahnhof Südbad immer an zwei Graffitis vorbeigekommen. Das eine verkündete: „Zusammenlegung Sofort!“, das andere, ebenfalls mit Ausrufezeichen: „Freiheit für Rudolf Hess!“
Mit beidem konnte ich trotz Oberstufe lange nichts anfangen. Google gab es nicht, und dass beides irgendwas mit Gefängnis zu tun hatte, wusste ich ebenfalls nicht. Überhaupt: Politik war was für die Eltern und die Cordhosenträger von der Schülervertretung. Wir hatten Sorgen um Frisuren, Klamotten und auf die richtigen Partys eingeladen zu werden. Die Zeit, in der Politik sexy wirkte, aufregend und wichtig, war lange vorbei. Wir hatten Helmut Kohl.Wie nah sich die beiden Graffitis eigentlich waren, wurde mir also erst viel später klar. Nämlich als die taz in einer Sonderausgabe 1997 zwanzig Jahre Deutscher Herbst beging, als “Todesspiel” von Breloer im Fernsehen lief, als die RAF-Ausstellung in den Berliner Kunstwerken gezeigt wurde – und wieder auf allen Kanälen irgendwie Junggebliebene mit jenen, die sie für alt hielten, über alte Zeiten sprachen. Der Kanzler war neu, endlich, und irgendwie hatte all das auch mit 68 und 79 und 89 zu tun. Terrorismus war nur eine Erinnerung.Und jetzt der Film „Baader Meinhof Komplex“ vom teutonischen Geschichtsaufarbeiter Bernd Eichinger.Wie jeder meiner 70er Generation erinnere ich mich an die Plakate in den Postfilialen: „TERRORISTEN!“ sprang es einen an, und darunter gespenstische Fotos von jungen Männern und vor allem Frauen mit kalten Augen (in meiner Erinnerung). Zu Hause wurde über Terroristen nicht gesprochen. Nur ein Mal kam die eingebildete Bedrohung näher: als meine Eltern mit einer Mischung aus Verständnis und Empörung erzählten, man habe meiner Schwester ihren alten, orangefarbenen R4 vor unserem Haus in einer Polizeiaktion aufgebrochen, weil die Nachbarn sich über den „Gammelwagen“ mit Berliner Kennzeichen gewundert hatten, der ein paar Tage in der ordentlichen Vorstadtstraße stand. Der R4 passte gut zu den RAFlern aus der Sicht der Nachbarn -zu den Sympathisanten in den 80ern mit Palästinensertuch, Free-Nicaragua-Aufnäher und Strickpullovern. Da war die RAF längst deutscher Alltag. Genau wie die Rudolf-Hess-Freunde in Dortmund, z.B. SS-Sigi von der „Borussenfront“: eine kahlgeschorene Type in Bomberjacke, die Samstags mit Bierpulle auf den Bus wartete, um ins Stadion zu fahren. Die extrem Linken und Rechten wirkten ein bisserl dämlich. Und langweilig. Wie Verlierer.Aber die erste Generation, ja, die hatte Geschmack – wenn es stimmt, was der Eichinger-Film erzählt: Baader & Co fuhren Porsche, fuhren BMW 2002er, flotte Benze und anderes. Dazu laute Mucke, Lederjacke und Kippe, gern auch Minikleid und Designbrille. Revoluzzer-Attitüde, Macho- und Görengehabe, wild-naives Dagegensein – das allmählich zu Terroristen-Ernst wurde. Als ich in den Film ging, wollte ich wissen: warum greift jemand, der wie ich aus den schön geordneten Verhältnissen des Mittelstands kommt (wie fast alle, außer Andreas Baader), zur Knarre, wenn er oder sie die Ungerechtigkeit, den Dreck der Welt, die Lügen des Establishments nicht mehr erträgt? Man könnte ja auch Drogen nehmen, Künstler werden oder Karriere in der Wirtschaft machen, statt zu schießen. Darauf gibt der Film keine direkte Antwort. Der Weg zur Waffe und das Überschreiten der Grenze verläuft fließend. Eichinger zeigt die Trigger: Schüsse auf Ohnesorg (Nomen est omen?), Dutschke, King und Kennedy (Robert). Vietnam im Fernsehen und die Parolen der Bildzeitung. Viele brachte das auf, sicher träumten auch viele davon, zurückzuschlagen. Aber warum taten es so wenige? Das Image der 68er-Zeit ist anders: Die ganze Gesellschaft wurde gewälzt in diese und jene Richtung. Auf die Demos kamen viele tausend Leute. Keine WG-Küche, kein Studenten-Kneipentisch, Stammtisch oder Küchentisch, wo nicht diskutiert und geschimpft wurde. Rebellen wie Che und Minh, Arafat und die Tupamaros waren Helden der Szene. Selbst außerhalb der Hörsäle und Kerzenkneipen trafen die Herrschaft der alten Männer, die Gewalt des Staates, die Vasallentreue Deutschlands zu Amerika auf Kritik. Aber in Wirklichkeit blieb es mehr oder minder bei den sechs Leutchen, die im Film sind. Und als die eingeknastet werden, kommt eine Handvoll anderer. Die RAF war keine revolutionäre Armee wie der Name behauptet, nicht mal ein revolutionärer Trupp. Es waren selbst in Anbetracht der üblichen Macher/Schwätzer-Relation sehr, sehr wenig Leute, die wirklich mitzogen bis zur letzten Konsequenz. Eigentlich ein ermutigendes Zeichen. Denn “bis zum Ende durchziehen”, bis zum Letzten: Grundsätzlichkeit, Endsieggerede und so weiter – das waren deutsche Zutaten, die in den Jahrzehnten davor zu grausamen, fast apokalyptischen Kriegen, Morden und Verwüstungen geführt hatten. Deutsche Gleichgültigkeit gegenüber einem neuen Kampf war in dieser Hinsicht ein charakterlicher Fortschritt. Baader und Ensslin und die Girrrrrrl Truppe sind im Film sexy, roh und direkt, gierig nach Leben, gewürzt mit Politik und kindischen Allmachtsfantasien. Dazu läuft “My Generation” von den Who. Die ergrauten Herren, die die RAF zu Faschisten erklärte, wirken dagegen in ihren verbeulten Anzügen und mit ihren teigigen Gesichtern wie Büropflanzen, die mal wieder frische Luft brauchen. Wie der ganze Staat BRD. Aber gefährlich, böse, brutal? Nee. Wenn man jung ist, sind die Alten die Doofen. Das war immer so. Nur dass mit den 60ern und 70ern der natürliche Impuls, die Eltern und ihre Werte abzuschütteln sehr politisch wurde und dabei – das vielleicht eine seltsame Parallele zu Eichingers „Untergang“ – irgendwann jedes Maß verlor. Auch die Nazigeneration der Himmlers und Goebbels und der 100 Tausend SS- und SA- und NS-Führer im Land war ja eine Generation der 30-Jährigen, die den alten Männern (Hindenburg, von Papen, Erhard etc.) einen Staat entrangen und ihn nach ihrem Bild schufen: dynamisch, grausam, unerbittlich. Genau wie die RAF – auch wenn der Vergleich natürlich unfair ist, denn die Bürgerkinder hatten immer nur ihre Knarren und die Mao-Bibel und nicht wie das Nazipack die Armee und die Industrie und auch sonst das ganze „Volk“ (das von beiden Ideologien als mystische Letztbegründung herhalten musste) hinter sich. Wie Böll es sagte: die RAF war ein Kampf der „6 gegen 60 Millionen“. Bei den Nazis war es zahlenmäßig ähnlich- wobei die ungefähr 6 Leute wie z. B. Elser, die Weiße Rose und, naja, irgendwie auch Stauffenberg ebenso einsam gegen den überzeugten Rest kämpften. Und mit ähnlichen Mitteln: Worte, Bomben, Pistolen. Ob sich die RAF so vorgekommen ist – wie eine Mischung aus altklugen Studenten à la Sophie Scholl und aristokratischen Umstürzlern wie Stauffenberg – und dem eigenbrötlerischen Bombenleger Georg Elser? Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft. Die RAF hatte also viel revolutionären (und schön anzusehenden) Drive ohne Reflexion, wirkte anziehend in ihrer Kompromisslosigkeit: Für uns oder gegen uns, Mitmachen ist Faschismus, Die-da-oben wollen uns fertig machen, Nur-die-Knarre-löst-die-Starre und so weiter. Im Drive und der Schwarz-Weiß-Sicht der Welt ähnelten sie den Vätern aus der Nazizeit, die diese jungen Frauen und Männer in einer fast beängstigend klaren psychologischen Konstellation in Gestalt von Buback, Schleyer, Ponto töteten. Eine Generation von Parricidas. Und vielleicht ist ja wirklich ein wenig nachgeholter Widerstand gegen den Faschismus im Spiel, die Scham über das Nicht-Tun der Eltern. Joschka Fischer beispielsweise lief in den 70ern wohl Gefahr, einen ähnlichen Weg zu nehmen, hat dann aber seine Form der Verarbeitung später als Außenminister gefunden, wo er NATO-gewollt Bomben auf Serbien warf, denn: „Nie wieder Auschwitz!“ Nun gut. Der Marsch durch die Institutionen hatte den alten Impuls jedenfalls noch nicht ganz aufgelöst. Es ging beim Schießen auch um den Abschied von der Behaglichkeit und Karriere, von dem, was Mama und Papa wollten, ja sogar um einen Akt der Individualisierung. Auf Kosten anderer – das muss dazu gesagt werden. Aber sicher ging es auch um Befreiung – vor allem von sich selbst, von dem, was man sein soll und wie man sich zu benehmen hat. Und wie es nunmal bei Idealisten so ist, haben sie das an anderen ausgelassen. “Ich kann hier nicht ich sein! Dann muss die Welt sich ändern!” Den Drang, sich zu finden und sich zu befreien haben auch jene Leute gespürt, die kein Interesse an Politik hatten, die in Büros und Wohnstuben hockten und alles nur im Fernsehen verfolgten. Da lebten welche den Ur-Impuls der Jugend sehr öffentlich und brutal aus und schienen sogar Spaß zu haben – die Anspielungen im “Stern” und anderen Postillen auf das Sexleben der Terroristen, die Partys, die Drogen passten ins Bild. Ein bisschen Bewunderung war schon dabei, vielleicht sogar Neid. Eine schöne Szene im Film ist deshalb, wenn die badisch-biedere Mama Ensslin sich von der Tat ihrer Tochter direkt angesprochen fühlt und sagt, sie könne jetzt freier atmen, weil die Gudrun eine Bombe gelegt hat. Das ist mehr als nur Mutterliebe. Die im Film zitierten sieben Millionen, die angeblich einem RAFler Unterschlupf geben würden, wenn er sie fragt, wo kamen die her? Sicher nicht von den Parolen und kommunistischen Phantastereien. Politik mag wichtig gewesen sein. Die Gruppe war gebildet (wieder alle außer Baader) und doch sehr eklektisch in der Wahl ihrer Literatur – wie man eben ist, wenn man voller Energie ist und Recht behalten will. Trotzdem scheint die Politik im Film bloß Motor und das revolutionäre Gerede nur Schmiermittel für den Wunsch nach einem abenteuerlichen Leben zu sein, für den Ausbruch aus dem Alltag und der Behaglichkeit. Und das ist ansprechend – und zeitlos. Die Szene im Film, als Baader und Meins verhaftet werden sollen und sich in einer Garage verschanzen, dann Kippen anzünden und weiterballern, dabei von sich und dem existenziellen Moment begeistert, weil ganz nah an der Essenz des Lebens – das alles erinnert sicher nicht ohne Grund an die berühmte Schlussszene aus „Butch Cassidy und Sundance Kid“. Sympathie gab es deshalb von allen Seiten für den Wunsch nach einem Leben, das man spüren kann – sicher nicht für die verquasten politischen Absichten. Sogar meine Mutter, Wirtschaftsstudentin und eng befreundet mit Studentenverbindungstypen, hatte eine Mao-Bibel: das war auch bei ihr wohl mehr Ausweis des Zeitgeistes und Sehnsucht als inhaltliches Interesse oder gar Überzeugung. Die Sympathie der 7 Millionen für die RAF war ähnlich wie die Faszination für Billy the Kid oder Exzentriker im allgemeinen: solang sie einem nichts wegnehmen, solang man sie schön aus der Ferne betrachten kann, ist alles in Ordnung. Aus einer Nation von Denunzianten, Blockwarten und obrigkeitsliebenden Bürgern wird nicht in 20 Jahren ein rebellisches Volk. Wenn Baader bei uns geklingelt hätte, wäre sicher kein Platz gewesen. Schiessen ist wie Ficken (Baader), beides macht einen zu einem anderen Menschen. Der Sex der Revolution, die 60er-Vibes, die geknackten BMW 2002er, die Bonnie-und-Clyde-Allüren, die Lederjacken und Sonnenbrillen, die Fluppen im Maul und dabei Bomben bauen, Knarren in der Hose wie ein Dauerständer, Wortkaskaden aus angelesenem Marxismus – das hat echten Drive im Film, das ist sexy und verlockend. Da ist der “Baader Meinhof Komplex” ganz bei sich. Man weiß Bescheid und findet sich geil. Darauf kommt es an, wenn man jung ist. Das fängt Eichinger gut ein, den man sich in jener Zeit gut vorstellen kann mit ein paar Mädels im Arm und großkotzigen Sprüchen. Da hat sich bis heute nicht viel geändert. Manche bleiben sich treu. Toll gemacht im Film auch: Meinhofs berühmter Sprung aus dem Fenster, bei dem der Intellekt (das Einerseits/Andererseits, Analysieren, Abwägen, sich der Wahrheit annähern, Argument gegen Argument setzen, Denken statt Handeln) gegenüber der Sehnsucht nach Klarheit (Schwarz/Weiß, Gut/Schlecht, religiöser Furor und Eifer, Aktion) verlor. Ein Sprung wie dieser, der ein intellektuelles Leben beendet, ist in seiner Bildhaftigkeit kaum besser auszudenken. Es war Baaders Schwung und Meinhofs Sprung, der beiden Seiten, Intellekt und revolutionären Eifer, verschmolz und vermutlich ein paar mehr zu heimlichen Sympathisanten machte… Und dann übernehmen die Frauen allmählich, leiten die maskuline Energie und bedienen sich ihrer. Die RAF funktionierte wie eine italienische Familie: „Lass die Männer mal denken, sie wären die Chefs.“ Die Entscheidungen treffen die Frauen, die Richtung steuern sie, und zwar so, dass Mann denkt, sie käme von ihm. Die autopoetische Endlosschleife aller revolutionären Bewegungen ereilte natürlich auch die RAF, und auch das deutet der Film an. Im Untergrund oder im Knast bleiben nur gefilterte und zwingend einseitige Informationen, auf die eine Reaktion der RAF folgt, worauf wieder der Staat reagiert, und dann reagieren wieder die Stammheimer – und immer so weiter. Faszinierend, wie sehr die Revolutionäre an die Macht der Schreibmaschine und der Worte glaubten. Als Klischee eines Autors ringen sie Kette rauchend um Formulierungen und Erklärungen in all ihren Kassibern und Bekennerschreiben. Eine seltsame Selbstbezichtigungseuphorie herrscht – bis sie sich schließlich selbst richten, in der Hoffnung, so dem System den letzten Stoß zu versetzen. Auch das nur noch ein Feedback im Kopf. Stammheim – warum baut ein Staat, der sich sicher fühlt, ein extra Gefängnis? Keine interessante Frage für den Film. Eher wie die RAF aus der Zelle heraus, Radio und Fernsehen (3 Programme!) die Welt wahrnahm und sie doch gar nicht objektiv bewerten konnte (falls sie das jemals konnte). Eine zweite Camorra-Analogie: Kommunikation und Befehle verlassen Stammheim auf kleinen Zetteln wie sie auch die Paten der Camorra in ihren dreckigen Winzbuden in den italienischen Hügeln von San Luca schreiben. Die Welt draußen diktierend durch Kritzeleien auf Bonbonpapier, die zu Schüssen und Bomben führen. Den Knastmännern und -frauen muss das Allmachtsgefühle verschafft haben – Baader, das Kind im Mann, schreibt auf Zettelchen Befehle in erdachten Geheimcodes und draußen gehen die Bomben hoch. Viel mehr Frauen als Männer waren in der Truppe – und tonangebend. Wo liegt die Faszination für diese Mädchen, eine so krasse Form der Emanzipation zu wählen? Nicht an der Seite des Mannes (Baader/Meinhof heißt es und müsste doch Meinhof/Baader heißen), nicht IHN unterstützend und still den Rücken frei haltend, sondern vorangehend, unerbittlich, hart und scharf. Diese Mädchen haben die preußische Härte von den Müttern geerbt. Die Frauen der RAF mimen nicht das Kind mit der Knarre wie Baader, sondern die Frauen reden von „Hauptlinien“, Linientreue, Härte gegen sich selbst, ziehen die Attentate schonungslos durch in Minikleid und Pelzkragenledermantel, überlassen Kinder und Familie für den Kampf sich selbst. Die Kälte der eigenen Kindheit politisch in der Tat kanalisiert und dabei doch nur nachgelebt. Diese seltsame, gescheiterte Zeit der 60er/70er hat zwar Sex und Kunst, Musik und Hippies hervorgebracht, hat Freiheit (für Frauen, für Kinder, für Erziehung, Lebenskonzepte, Bürgerrechte) wie nie zuvor ermöglicht. Aber ein paar deutsche Kids nahmen die Sache mal wieder zu ernst, befreiten sich so richtig erst durch einen Schuss, auf den keine Stille folgte, sondern Euphorie. Sie befreiten sich ballernd vom letzten Rest Bindung und Gefühl, vom letzten Rest deutscher Vergangenheit. Und reproduzierten sie doch nur auf ihre Weise, ein wenig moderner. Wir sind die Echos unserer Eltern. Und noch etwas ließ mich nach über zwei Stunden irritiert aus dem Kino kommen: Frisuren, Brillen, Klamotten, Musik, Bärte und Autos: alles ist Prenzlauer Berg 2008. Total heute und hip – nur ohne den politischen Überbau. Und ohne den Glauben ans Wort oder den wirklichen Willen zur Tat. Heute genügt die Oberfläche als Statement – ein Allgemeinplatz. Und doch würde ich das Fortschritt nennen. Ich habe mal eine Che-T-Shirt-Trägerin im Burger King angesprochen und die wusste nicht, wer der Typ ist, der sich über ihre Brüste spannte. Ein Sieg der 68er. Keine Grundsätzlichkeiten mehr, die soviel Arbeit und Unheil anrichten. Was die Welt angeht, was in der Welt vorgeht, ist zu weit für unsere kraftraubende Innerlichkeit. Wir wollen frei sein. Von den bewegten Zeiten bleibt unsere abgebrühte Lässigkeit und die Fähigkeit, modisch und musikalisch alle Jahrzehnte zu zitieren. Und es bleibt ein politisches Bewusstsein, das beim Einkauf in Biosupermärkten ganz bei sich selbst ist. Unsere Empörung ist dann am Größten, wenn wir als Konsumenten verarscht werden oder, wie in diesen Tagen, Aktien an Wert verlieren. An der Kinokasse sagen, „Einmal Baader-Meinhof und ein Bier bitte“, ist das verdiente Ende der antikapitalistischen, emanzipierenden Revolution. Den Rest besorgt “das System” gerade selbst. Danke RAF, danke Eichinger, danke Brüder Lehmann. |